Diese Zeilen stammen von einer Lehrkraft, die über die Seite „Deine Stimme“ anonym ihre Stimme zum Ausdruck bringt. Wenn auch Du Deine Meinung, Deine Geschichte, Deine Gedanken zum Lehrerberuf anonym mit uns teilen willst, tue dies auf dieser Seite: Deine Stimme.
Gymnasium Vollzeitlehrerin BY:
Hallo 🙂
Ich unterrichte in 10 Klassen und 2 Intensivierungsgruppen: das sind viel zu viele Klassen… Wie soll ich all den etwa 250 Schülern gerecht werden können?
Damit verbunden habe ich sehr viel Arbeit, Leistungsdruck, aber erfahre aber leider keine Anerkennung allgemein, Frust, Beschwerden von Helikopter – Eltern, keine Anerkennung von der Schulleitung, auch nicht für die vielen Zusatzaufgaben, die ich leiste. Die Schulleitung erwartet darüber hinaus noch mehr Zusatzaufgaben. Bei mir hieß es vom Schulleiter bei der Beurteilung: „So stelle ich mir einen NORMALEN Lehrer vor.“ Nicht mehr? Ich habe mich für die Schule auf Kosten des Privatlebens und der Gesundheit abgearbeitet, oft geärgert und muss mir Standard bescheinigen lassen? Nein, ich werde nicht noch mehr in der Schule arbeiten, bringt ja nichts… Man bewegt sich ohnehin selten vom Fleck, was ich traurigerweise auch an vielen engagierten Kollegen sehe, ständig tritt man auf der Stelle: vielleicht kommt man in 10 Jahren mal einen kleinen Sprung weiter, wenn die Quote stimmt.
Ich wurde vom Schulleiter dagegen von Aufgaben „entlastet“, die ich gerne gemacht habe, denn: Leider bin ich öfter krank: chronische Infekte, lt Ärzten autoimmun = unheilbar, aber meine 2 Heilpraktiker sprechen eine andere Sprache: meine Krankheit sei Alarmsignal, mehr auf meinen Körper und mein Leben zu achten, ein Hilfeschrei meines Immunsystems, aber nicht unumkehrbar.
Ich werde krankheitsbedingt auch noch von Kollegium und Schulleitung diskriminiert, ausgeschlossen und bezüglich meiner vielen Klassen überhaupt nicht entlastet. Eltern beschweren sich, weil Unterricht ausfällt, Schüler dann wenig Übung haben und den Stoff dann schwer verstehen. Der erst 2,5 Jahre hier waltende Schulleiter kontrolliert mich jetzt über Kollegen engmaschig trotz meiner Erkrankung auf Schritt und Tritt wie einen Referendar – und das auch trotz meiner 10,5 Jahre Schul-/Unterrichtserfahrung.
Mich stört auch, dass ich jährlich immer wieder den gleichen Stoff mit den Schülern nach vorgeschriebenen Lehrplänen durchkauen muss, obwohl ich ihn einerseits teilweise nicht mehr so wichtig halte (sowohl für das Leben der Schüler als auch allgemein gesehen im großen Ganzen) wie ich ihn aber vermitteln muss, und andererseits selbst in diesem Trott abstumpfe, weil ich viel zu wissbegierig auf Neues bin, aber es immer das gleiche ist und die Abwechslung fehlt. Ich hätte eine so große Motivation bzgl neuer spannender Aufgabengebiete, aber es ergibt sich hier in der Schule nichts. Natürlich könnte ich die Aufgaben / Unterrichtsstunden komplett neu umgestalten, aber weil ich 12 Klassen / Gruppen zu versorgen habe, habe ich gar keine Zeit dazu. Ständig bin ich am Notenmachen, in diesem Halbjahr sind es 18 Klassenarbeiten, die ich erstellen, durchführen und korrigieren musste. (Diese Anzahl habe ich mir nicht vorgenommen, sondern wurde von der Schulleitung so vorgeschrieben.)
In Konsequenz daraus ergibt sich auch: Es stört mich der enorme Leistungsdruck auf alle in der Schule, vor allem auch auf die Kinder. Das Schulsystem und auch die Lehrerausbildung (mehr Praxis-/Schulbezug!) müsste dringend verbessert werden.
Ich habe starke andere Interessen, aber ob ich davon leben kann (Musik, Gesundheitsberatung)?? Also weiß ich momentan nicht, wie es bei mir weitergeht, zerbreche mir aber ständig den Kopf und frage mich, ob ich bald der Schule den Rücken zukehren soll.
Liebe Victoria, ich danke Dir für Deine aufmunternden Videos in Deinem Youtube – Kanal, über die ich heute auch auf diese Seite gekommen bin.
Du kommst in Deinen Videos sehr sympathisch, glücklich und ausgeglichen rüber, so dass man erkennt, dass ein schönes Leben auch außerhalb der Schule weiter geht. 😉 Danke Dir dafür!